Das Teatro Principal ist die kulturelle Perle von Camagüey und feiert jedes Jahr am 2. Februar seinen Geburtstag. In diesem Jahre feierte die kubanische Stadt bereits das 170. Bestehen des Theaters. Zwei Jahreszahlen – 1850 und 1926 – trägt das Gebäude sichtbar an seiner Fassade. Wir erzählen, was sich dahinter verbirgt.
Die Geschichte des Teatro Principal
Camagüey gehört zu einer der ersten Städte Kubas, die die Spanier zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf der Karibikinsel gegründet hatten. Zunächst von den Bewohnern Santa Maria del Puerto del Príncipe genannt, trägt die Stadt den Namen Camagüey erst seit dem Jahr 1903. Den Wohlstand erlangte die kubanische Metropole durch die florierende Viehwirtschaft, die noch heute in der Provinz Camagüey bestimmend ist. Um den Einwohnern der Stadt einen kulturellen Rahmen zu bieten, beschlossen der damalige Gouverneur, Don Juan Orozco, sowie einige Großgrundbesitzer 1839 den Bau eines dritten Theaters auf Kuba. In Havanna und Pinar del Rio gab es bereits zwei bekannte Theater auf der Karibikinsel.
Im Jahr 1847 stimmte eine Gruppe wohlhabender Einwohner von Camagüey unter Führung von Don Juan de Orozco der Gründung einer Aktiengesellschaft zur Finanzierung des Bauvorhabens zu. Im August des darauffolgenden Jahres erfolgte bereits die Grundsteinlegung für das Teatro Principal auf einem Grundstück in der Calle Jesús María y José, die heute Calle Padre Valencia heißt.
Im Oktober 1848 begann der zügige Bau des Theaters unter der Leitung des Chefingenieurs Juan Jeréz Arraga. Und bereits am 2. Februar 1850 fand die offizielle Einweihung des Theaters in Camagüey statt. Zur Premiere führte der spanische Klavier- und Gesangslehrer José Miró Vincenzo Bellinis Oper „Norma“ auf. Das Teatro Principal gehört zu den bedeutendsten Bauwerken seiner Zeit und aufgrund der hervorragenden Akustik fanden die wichtigsten kulturellen Ereignisse des 19. Jahrhunderts vor allem hier statt.

Zwei Jahreszahlen prägen die Fassade des Teatro Principal (Foto: Casa 1902)
Unterbrechung während der Unabhängigkeitskriege
Mit Ausbruch des zehn Jahre dauernden Unabhängigkeitskriegs 1868 kam das intellektuelle und theatralische Leben in Camgüey unweigerlich zum Erliegen. Im selben Jahr besetzten die spanischen Militärs das Teatro Principal und machten es zur Kaserne eines Bataillons der Freiwilligen Jäger, bis sie das Theater 1872 wieder räumten. In den darauffolgenden Jahren übte die spanische Krone starken Einfluss auf die nun aufgeführten Werke aus. Heute würde man es Zensur nennen. Von 1895 bis zur Unabhängigkeitserklärung Kubas dienten die Räumlichkeiten erneut dem spanischen Militär.
In den ersten Jahren der Republik nimmt die Eigentümergesellschaft einige Umbauten am Theater vor, um es zu verschönern. Doch die Freude währte nicht lange, denn im Mai 1920 zerstörte ein gewaltiges Feuer das Theater in wenigen Stunden und brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Die kostbaren Holzarbeiten im Theater fielen den Flammen unwiederbringlich zum Opfer.
Der Wiederaufbau des Teatro Principal
1925 erwirbt Manuel Ramón Fernández das Grundstück und bringt zusammen mit Enrique Nimo und Piña und Ernesto Cuesta García das notwendige Kapital für den Wiederaufbau des Theaters auf. Auf der Struktur des alten Gebäudes entstand nun ein dreistöckiges Theater mit 785 Sitzplätzen. Der Balkon im zweiten Stock fast weitere 178 Zuschauer und die Galerie bietet bis zu 400 Zuschauern Platz. 1926 wurde das Teatro Pricipal in Camagüey wiedereröffnet.
Bereits ein Jahr später mietete Roberto Wilcox das Theater für zwanzig Jahre und widmete es zu einem Kino um. Bis in die 1950er Jahren hinein war es immer noch ein Kino, nur vereinzelt gab es Theateraufführungen.
Mit der Revolution wird das Theater 1959 verstaatlicht, fungiert weiterhin als Kino und präsentiert auch verschiedene Varieté-, Theater- und Tanzshows. Zu den bedeutendsten Ereignissen gehört sicherlich die erste Aufführung des Camagüey-Balletts am 1. Dezember 1967, das von Vicentina de la Torre Recio gegründet wurde.

Das Foyer im Teatro Principal in Camagüey (Foto: Casa 1902)
Das Ballett von Camagüey
Das 1967 gegründete Ballett von Camagüey ist nach über fünf Jahrzehnten längst weltberühmt. Es ist das erste klassische Ballett, das nach der kubanischen Revolution ins Leben gerufen wurde und hat heute über 60 professionell ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Kuba.
Die ersten internationalen Tourneen führte das Ballett von Camagüey 1978 in die Tschechoslowakei und nach Russland. Bereits ein Jahr später trat das Ballett außerhalb des Ostblocks in Bogotá, Cali und Medellin (Kolumbien) vor ausländischem Publikum auf. 1980 folgten weitere Auftritte in Europa, unter anderem in Deutschland, Ungarn, Jugoslawien, Polen und erneut in der damaligen Tschechoslowakei.
In den 1980er Jahren nahm das Ballett von Camagüey an wichtigen internationalen Wettbewerben teil und gewann auch einige Preise:
- in Osaka in Japan
- am Internationalen Festival von Berlin und
- am Internationalen Festival von Varna in Bulgarien
Bis heute ist Ballett in verschiedenen Ländern und es ist ein sehenswertes Ereignis für die Besucher von Camagüey, wenn die Tänzerinnen und Tänzer einmal wieder ein „Heimspiel“ haben und und ihr Können aus einem Repertoire aus über 260 Werke unter Beweis stellt.
Aber auch Architektur-Fans kommen bei einem Besuch des Teatro Principal voll auf ihre Kosten. So besticht das Haus mit einer Freitreppe aus Marmor, bodenlangen Spiegeln, kunstvoll gestalteten Buntglasfenstern und riesigen Kronleuchtern im Foyer. Nicht ohne Grund gehört das Theater von Camagüey zu den schönsten Gebäuden der Stadt und sollte auf der Liste der Sehenswürdigkeiten von Camagüey nicht fehlen. Übrigens liegt das Theater nur wenige Gehminuten von unserem Casa 1902 entfernt.